Als vorgezogene Maßnahme innerhalb des Projekts „Stadtumbau“ wird das im Juni 1971 bezogene Neustadter Rathaus in den Jahren 2018 bis 2020 energetisch saniert. Das an den Marktplatz angrenzende Rathaus aus den frühen 1970er-Jahren wird im Erdgeschoss durch eine Bücherei genutzt. Der Umbau der Bücherei zu einer modernen Mediathek soll die Attraktivität steigern und somit belebend für den gesamten Marktplatz wirken.
Historie
Am 19. Dezember 1963 beschloss der Stadtrat den Bau eines neuen Rathauses. Wegen des Standorts wurde zunächst ein Gutachten eingeholt, das eine Empfehlung für den bisherigen Platz in der Georg-Langbein-Straße erbrachte. Zur Wahl standen damals noch der Arnoldplatz und das Angergelände. Den ausgeschriebenen Wettbewerb zur Errichtung des Neubaus konnten die Architekten Walter Ehm und Otto Leitner aus Unterpfaffenhofen für sich entscheiden. Am 4. Juli 1968 wurden sie mit der Planung beauftragt.
Am 29. August 1969 wurde der Grundstein gelegt und am 4. September 1970 konnte Richtfest gefeiert werden. Der Einzug der Verwaltung erfolgte im Juni 1971. Für bundesweites Aufsehen sorgte der Einbau des 16 Zentner schweren und 50.000 Mark teuren Brunnens im Innenhof. Da dessen Umfang um 20 Zentimeter zu groß geraten war, konnte er nur mit Hilfe eines Autokrans platziert werden. Die Kosten für den spektakulären Einsatz musste der Künstler Professor Schelenz aus München tragen, der es versäumt hatte, erforderliche Absprachen mit der Bauleitung zu treffen.
SchließenSanierung
In Verbindung der energetischen Sanierung des Rathauses über das Kommunale Investitionsprogramm (KIP) mit der Entwicklung der Stadtbücherei zur Mediathek über das Städtebauförderungsprogramm Stadtumbau West soll das gesamte Rathaus der Stadt Neustadt energetisch saniert werden und dabei der Erdgeschossbereich zu einer Mediathek umgebaut werden.
Die Sanierung beinhaltet neben einer aufwendigen Betonsanierung der Fassade, den kompletten Austausch der Haustechnik sowie die Neuinterpretation des Innenraums der beiden Obergeschosse. Hier werden neue Systemtrennwände und neue Oberflächen an Böden und Decken eingebaut. Dabei soll der moderne und elegante Charakter, stilistisch den 60-er Jahren zuzuordnen, erhalten bleiben. Die bevorstehenden baulichen Eingriffe sollen in diesem Sinne den Anforderungen an eine in der Zukunft nachhaltige und ganzheitliche Entwicklung der Stadt Neustadt b. Coburg insgesamt und insbesondere ihrer Innenstadt gerecht werden.
Besonderes Augenmerk liegt hier auf dem großen Ratssaal, dessen Holzvertäfelung mit partiellen skulpturalen Kunstwerken aufwendig ausgebaut und überarbeitet werden muss. Der Ratssaal soll des Weiteren nach der Sanierung mit modernen Umluftkühlgeräten ausgestattet werden. Die punktgenaue Überarbeitung sowie die notwendige Integration der Technischen Neuerungen macht einen aufwendigen Planungsprozess notwendig bei dem neuste BIM (Building Information Modelling) Methoden verwendet werden.
SchließenRaum
Das Haus ist geprägt von einem demokratischen Architekturverständnis der jungen Bundesrepublik. Große Fensteröffnungen und ein lichtdurchfluteter Innenhof bringen viel Licht ins Innere des Gebäudes. Durch den geschickten Einsatz von Oberlichtbändern bei allen Raumtrennwänden, entsteht ein fließender Raumeindruck, der eine bis heute aktuelle Errungenschaft der modernen Architektur darstellt.
Die Überarbeitung und der Entwurf des Büros Eichhorn hat das Ziel diesen ursprünglichen Charakter aufzunehmen und ihn partiell sogar noch zu verstärken, um die Vorgaben der Stadt Neustadt, bezüglich einer transparenten und modernen Verwaltung, einen baulichen Rahmen zu geben.
Die alten Wände werden dabei von neuen Systemtrennwänden ersetzt, welche gleichzeitig fest installierte Möbel aufnehmen. Die ursprüngliche Materialität taucht im neuen Entwurf als klar herausgearbeitetes Türelement wieder auf, was somit der originären Entwurfsidee der Architekten Rechnung trägt.
Als einzige grundsätzliche räumliche Veränderung, wird das Erdgeschoss mit seinen drei einzelnen Raumsequenzen umgestaltet und zu einem durchgehenden Geschoss verbunden. Hier findet die neue Mediathek ein neues Zuhause.
SchließenFassade
Der Sichtbetonbau aus den 70iger Jahren, ist trotz einer Überarbeitung Ende der 80iger Jahren im Bereich der Fassade stark sanierungsbedürftig. Die Betonfassade weist dabei einige Korrosionsschäden auf, welche im Vorfeld untersucht und markiert wurden. Die Fassade wird nun in diesen Teilen ausgebessert und in Gänze mit einer neuen Schicht aus Spritzbeton versiegelt. Damit soll die Korrosion dauerhaft gestoppt werden.
Die neuen Fensterelemente werden als besonders schlanke Alu-Konstruktionen ausgeführt, um das eingehend beschriebene Fassadenbild möglichst filigran wirken zu lassen. Ein besonderer Fokus liegt hierbei auf den technischen Anforderungen der Fensterelemente, die energetisch eine große Rolle spielen. Hier werden sehr hochwertige Produkte zu Einsatz kommen, um frühere Probleme wie Überhitzung zu reduzieren.
Der große Innenhof wird durch die Umgestaltung im Erdgeschoss mit einer Dachkonstruktion ausgestattet. Diese besteht aus einem massiven Stahlgitterrost mit aufgesetzter Glaskonstruktion. Unter dem neuen Glasdach wird der Multifunktionsbereich der Mediathek angesiedelt.
SchließenEnergie
Wärme- und Kälteversorgung
Auch im Rathaus Neustadt b. Coburg wird zukünftig auf einen schonenden und sparsamen Umgang mit fossilen Energieträgern geachtet. Um diesen Punkt in die Realität umzusetzen, wird ein nachhaltiges Energiekonzept im Rathaus verwirklicht.
Das Wärme- bzw. Kälteerzeugungssystem besteht im Wesentlichen aus einer Wärmepumpe und einem Erdgasbrennwertkessel. Des Weiteren lassen sich über einen Rückkühler und 13 Erdsonden Luft- und Erdwärme als Energieträger nutzen. Die Erdsonden sind im Bereich des Marktplatzes angeordnet. Dies bot sich aufgrund der ohnehin anstehende grundlegende Umgestaltung des Marktplatzes an.
Um einen wirtschaftlich sinnvollen Betrieb und maximale Energieeffizienz zu erzielen, werden in Abhängigkeit der gemessenen Außenlufttemperatur und der vorliegenden Erdsonden-Temperatur unterschiedliche Primärquellen zur Erzeugung genutzt. Diesbezüglich wird ein, speziell für diesen Anwendungsfall geeignetes, komplexes Primärquellenmanagementsystem verwendet.
Mit dem vorliegenden Energiekonzept kann das Rathaus beheizt sowie gekühlt werden.
Gleichzeitiges Heizen und Kühlen
Bei gleichzeitig notwendigen Heiz- und Kühlbedarf (Übergangszeit) wird die dem Gebäude entzogene Wärmeenergie (Kühlung) der Wärmepumpe als Primärem Energieträger für den Heizfall zugeführt. Damit wird die bereits vorhandene Energie innerhalb des Gebäudes verschoben. Dies ermöglicht einen hocheffizienten Betrieb des Gesamtsystems.
SchließenTechnik
Sanitär
Im Zuge der Sanierung des Rathauses werden alle sanitären Einrichtungsgegenstände, Rohrleitungen, Armaturen und weitere Einbauten demontiert und im Einklang mit dem Gesamtkonzept des Rathauses neu installiert. Die WC-Kerne im Rathaus werden teilweise neu angeordnet und mit zur Architektur stimmigen sanitären Ausrüstungsgegenständen ausgestattet. Den aktuellen Anforderungen der Trinkwasserhygiene wird durch dezentrale Warmwasserbereitung bzw. elektronische Armaturen Rechnung getragen.
Heizung & Kühlung
Alle Büro- bzw. Verwaltungsräume verfügen zukünftig über eine Einzelraum-geregelte Heiz- und Kühldecke. Die Wärmeübertragung des Systems erfolgt nahezu ausschließlich durch Strahlung. Die hierfür benötigten niedrigen Systemtemperaturen unterstreichen die Effizienz des Gesamtsystems.
Die Kühlfunktion dieser Decke darf man sich nicht wie eine Klimaanlage vorstellen, die es erlaubt, beliebig niedrige Raumtemperaturen einzustellen. Sie ermöglicht es jedoch, die Temperaturspitzen in der heißen Jahreszeit um einige Grad abzusenken.
In den Flurbereichen des Erdgeschosses ist ebenso wie im Trauzimmer und dem angrenzenden Standesamt eine Fußbodenheizung vorgesehen.
Lüftung
Das Rathaus erhält für verschiedene Bereiche eine maschinelle Be- und Entlüftung. Besondere Beachtung liegt in diesem Fall auf dem kleinen Sitzungssaal, da dies der Raum mit den häufigsten Belegungen für die politischen Gremien der Stadt und viele sonstige Sitzungen und Besprechungen ist. Für diesen Bereich wird eine separate Be- und Entlüftung vorgesehen. Auch die Belüftung der WC-Kerne wird im Zuge der Sanierung durch ein neues Lüftungssystem ersetzt.
Das bestehende Lüftungskonzept im Kellergeschoss wurde komplett überarbeitet und erneuert. Dort werden drei dezentrale Lüftungsgeräte installiert, die den gesamten Kellerbereich mit frischer Außenluft versorgen. Alle Lüftungsanlagen verfügen über hocheffiziente Wärmerückgewinnungssysteme. Sonderbereiche mit hoher innerer Wärmelast erhalten zusätzliche, kaltwassergespeiste Umluftkühlgeräte.
Gebäudeautomation
Das Gebäude wird nach Fertigstellung der Sanierung über ein aktuelles, voll digitales Mess-, Steuer- und Regelsystem (DDC) verfügen. Alle Informationsschwerpunkte und Bedienplätze sind transparent vernetzt. Das Hauptaugenmerk der DDC liegt auf der Regelung der Heizungs- und Kältetechnik sowie der Raumlufttechnik.
Ein wesentlicher Bestandteil der Regelung ist ein spezielles Primärquellenmanagementsystem der Sole-Wärmepumpe. Weiterhin umfasst die Regeltechnik die Ventile und Feldgeräte der Heizungs- bzw. Kälteverteiler mittels witterungsgeführter Heizkreisregelung sowie die Einzelraumtemperaturregelung der mit Heiz- Kühldecken bzw. Fußbodenheizung ausgestatteten Räume.
SchließenLicht
Beleuchtung der Büros
Die Beleuchtung in den Büros wird über einen DALI-BUS gesteuert und ist somit individuell dimmbar ist. Für den Arbeitsplatz ist eine Pendelleuchte mit indirektem und direktem Licht geplant, so bekommt der Raum ein angenehmes Arbeitsklima. Für die Durchgangsbereiche und Grundbeleuchtung der Büroräume wird zusätzlich eine Leuchte in die Heiz- und Kühldecke integriert. Beide Leuchten sind getrennt schalt- und dimmbar.
Beleuchtung der Mediathek
Im Erdgeschoss und insbesondere in der Mediathek kommt eine sehr individuell geplante und flexible einsetzbare Beleuchtungsanlage zum Einsatz. Einerseits muss sie die adäquate Arbeitsbeleuchtung übernehmen, aber auch für die Illumination des Rathauses außerhalb der Öffnungszeiten sorgen.
Die Steuerung erfolgt flexibel über zwei Touchpanels, auf denen der Grundriss des Geschosses visualisiert wird. Häufig benötigte Lichtszenen sind bereits vorprogrammiert und können problemlos abgerufen werden. Ebenfalls vorgesehen ist die Steuerung via Webzugang sowie über eine Handy-App.
Die Beleuchtungsanlage in der Mediathek besteht hauptsächlich aus Strahlern und Anbauleuchten, die an eine 3-Phasen-Schiene in den Durchgangsbereichen zwischen den Regalen angebracht werden. Somit ist jederzeit eine individuelle Einstellung und Anpassung der Beleuchtung möglich.
Lichtband im Erdgeschoss
Der Lichthof wird zusätzlich mit einem Lichtband ausgeleuchtet, um diesen von den anderen Bereichen abzuheben. Für die Illumination des Rathauses, werden RGBW-Strahler und RGBW-Lichtbänder an den Fensterfronten eingesetzt, damit eine Tiefenwirkung der einzelnen Räume entsteht.
SchließenNutzung
Diese Informationen werden in Kürze ergänzt.
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