Dass es „ein Glücksfall“ ist, dieses Gebäude nutzen zu können, sagt Neustadts Oberbürgermeister Frank Rebhan (SPD) mehr als einmal, wenn er durch die Räume führt, in denen die Stadtverwaltung wohl für rund zwei Jahre untergebracht ist. Zunächst sahen die Pläne für die Zeit der Sanierung des Rathauses am Markt nämlich ganz anders aus.

„Der ursprüngliche Plan war es, die Ämter auf verschiedene Standorte zu verteilen“, erklärt Frank Rebhan. Dabei sollte abteilungsweise umgezogen werden. Die Arbeit im Rathaus wäre in Abschnitte unterteilt worden. Dann ergab sich die Möglichkeit, das Gebäude auf dem ehemaligen Siemensgelände anzumieten, das ein Unternehmer aus Baden-Württemberg gekauft hat.

Damit konnte eine Reihe von Nachteilen vermieden werden. Die Bürger müssen nicht jedes Amt an einer anderen Stelle der Stadt suchen. Nur Kulturamt und Standesamt sind in der Kultur.werk.stadt untergebracht. Mitarbeiter müssen nicht zeitweise unter Baustellenbedingungen arbeiten und die Arbeiter müssen keine Rücksicht auf die Mitarbeiter der Verwaltung nehmen, die noch im Rathaus sind. Vor allem aber hilft es für die Abläufe im Inneren. „Wir sind hier halt alle zusammen, das erleichtert vieles“, sagt Richard Peschel. Der Leiter des Bauamts gehört zu den „Gewinnern“ des Umzugs. Das Bauamt hat nämlich im Übergangsbau mehr Platz als im Rathaus selbst.

Beengt geht es dagegen im Vorzimmer des Oberbürgermeisters zu. „Wir müssen Schränke mit nutzen, die draußen auf dem Flur stehen“, sagt Nata Dressel. Das ist umständlich, aber es geht. Ein Trost: Auch das Büro des Oberbürgermeisters fällt hier deutlich kleiner aus als im Rathaus. „Mein Büro war im Rathaus immer irgendwie die Brücke, jetzt ist es nur ein Büro“, sagt er. Und ehe er wieder wie der Kapitän eines Kreuzers auf seiner „Brücke“ stehen wird, werden wohl etwa zwei Jahre vergehen. Beschweren will sich Frank Rebhan aber keineswegs: „Wir sind schon gut untergebracht“, sagt er und bezeichnet die gefundene Lösung einmal mehr als echten Glücksfall für das Projekt Rathaussanierung.

Beim Umzug von der „Brücke“ ins kleinere Übergangsbüro trennte sich Frank Rebhan von allerhand Ballast, der sich im Laufe der Jahre angesammelt hatte. Da fanden sich etwa Ratgeber für eine gute Rede, die noch aus der Zeit von Ernst Bergmann als OB stammten. Die Ratschläge aus diesen Bänden wollte sich Rebhan dann doch nicht zu eigen machen: „Wenn ich so reden würde, würden sie mich einliefern“, ist er überzeugt.

Noch in der Gewöhnungsphase Noch „fremdeln“ einige Mitarbeiter, müssen sich an die neue Arbeitsumgebung erst gewöhnen, wie der Oberbürgermeister feststellt. Schließlich sind sie gerade erst eingezogen. Neu ist alles aber auch für die Bürger. Von dieser Seite gab es bisher noch keine negativen Beurteilungen. Der Weg zum Rathaus auf Zeit ist auf dem Firmengelände gut ausgeschildert. Es gibt Parkmöglichkeiten vor dem Haus und sogar der Busverkehr in diesen Teil der Stadt wurde extra intensiviert.

Die Sache mit dem Saal Der Umzug dauerte rund zwei Monate und geht gerade erst zu Ende. „Den neuen Sitzungssaal habe ich noch gar nicht gesehen, der ist gerade erst fertig geworden“, sagt Neustadts Zweite Bürgermeisterin Elke Protzmann. Er könne leider nur für Senatssitzungen genutzt werden, weil er zu klein ist für den ganzen Stadtrat, sagt sie bei der zufälligen Begegnung auf dem Flur.

Selbst Frank Rebhan hat den Raum noch nicht gesehen, seit er eingerichtet wurde. Als er die Tür öffnet, kann er sich ein „Oh!“ nicht verkneifen. Eigentlich reichen Tische und Stühle dann doch für den gesamten Rat. Vielleicht kann die Planung da schon wieder ein wenig angepasst werden. Denn die Sitzungen des Gesamtstadtrates sollten im Tagungsraum der Stadtwerke Neustadt stattfinden.

Für den gesamten Umzug musste die Stadt übrigens nicht auf ein entsprechendes Unternehmen zurückgreifen. Das stemmte der Bauhof – zur Freude aller Kollegen. „Das ist kein Lob von mir allein, alle waren hin und weg, was unser Bauhof da geleistet hat“, hebt der Oberbürgermeister hervor.

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