Die energetische Sanierung des Rathauses, die Erweiterung der Stadtbücherei zu einer Mediathek sowie die wegen dieser Maßnahmen erfolgte Auslagerung der städtischen Dienststellen sind derzeit ganz aktuelle Themen in der Neustadter Bürgerschaft. Geweckt werden dadurch aber auch Erinnerungen an die Zeit, als das jetzige Sichtbeton-Rathaus errichtet wurde (1969 – 1971) und schon im Vorfeld dieser Großbaumaßnahme die meisten Ämter der Stadtverwaltung ausgelagert werden mussten.
1963 hatte Neustadt rund 18.000 Einwohner und den Status einer kreisfreien Stadt. Das Stadtgebiet war überschaubar. Die umliegenden Dörfer waren noch selbstständige Gemeinden. Die Stadtverwaltung (einschließlich Stadtpolizei und Stadtwerke) war in drei zusammengebauten und miteinander verbundenen Häusern in der Georg-Langbein-Straße untergebracht. Die Verwaltung musste ihre Arbeit in verschachtelten und verwinkelten sowie überwiegend engen Räumlichkeiten mit schlechter Ausstattung verrichten.
Am 19. Dezember 1963 beschloss der Stadtrat den Bau eines neuen Rathauses. Zur Frage des Standortes gab es eine Bürgerversammlung und ein Gutachten. Dieses empfahl, den Neubau am bisherigen Standort an der Georg-Langbein-Straße zu errichten. Als Alternativstandorte standen daneben noch der Arnoldplatz und das Angergelände zur Wahl. Da sich der Stadtrat am 24. November 1966 für den bisherigen Standort entschied, wurde eine 1200 Quadratmeter große Grundstücksfläche im Wege des Tausches von der evangelischen Kirchengemeinde erworben. Nach einem ausgeschriebenen Bauwettbewerb tagte am 7. und 8. Juni 1968 ein Preisgericht, welches unter 108 eingereichten Entwürfen der Architektengemeinschaft Walter Ehm und Otto Leitner aus Unterpfaffenhofen den ersten Preis zuerkannte.
Bevor das Gelände zwischen dem Marktplatz, der Georg-Langbein-Straße und der Heubischer Straße baureif gemacht werden konnte, mussten große Teile der Verwaltung ausgelagert werden. Damit wurde am 2. Dezember 1968 begonnen. Im Amtsgerichtsgebäude (heutige Polizeiinspektion) in der Ernststraße 23 wurden das Versicherungsamt, die Stadtkasse, die Stadtkämmerei, die Stadtbücherei und das Rechnungsprüfungsamt untergebracht. Das Stadtbauamt fand seinen Platz in der damaligen Berufsschule (heute Staatliche Realschule) in der Feldstraße 22. Im früheren Betriebsgebäude der Firma Stenzel (heute Puppendoktor) in der Goethestraße 7 b kamen das Ordnungsamt mit der Kraftfahrzeug-Zulassungsstelle, die Stadtwerke, das Sozialamt und das Archiv unter.
Das Feuerwehrgerätehaus in der Mühlenstraße 41 nahm das Standesamt auf und der dortige Schulungssaal für die Feuerwehr wurde während der Bauzeit auch als Sitzungssaal für den Stadtrat in Anspruch genommen. Im „eigentlichen alten Rathaus“ an der Ecke Georg-Langbein-Straße/Heubischer Straße, das bis zum Einzug in den Neubau stehen bleiben konnte, verblieben die damalige Stadtpolizei (nur die Kriminalpolizei wurde in die alte Speise halle der Volksschule Heubischer Straße verlegt), das Haupt- und Personalamt sowie das Dienstzimmer des seinerzeitigen Oberbürgermeisters Ernst Bergmann. Der Grundstein für das neue Rathaus wurde am 29. August 1969 gelegt und schon am 4. September 1970 feierte man das Richtfest. Schließlich wurde die Weihe des neuen Rathauses am 11. September 1971 vorgenommen.
Das erste Rathaus wurde zwischen 1400 und 1470 errichtet. Es stand am Markt, an der Stelle des früheren Elektrohauses Volk an der Ecke Markt/Glockenberg. Dieses wurde allerdings von einem Großfeuer am 17. Mai 1636, dem 258 Gebäude zum Opfer fielen, vernichtet. Erst in den Jahren 1654 und 1655 wurde am alten Platz ein neues Rathaus errichtet. Auch das zweite Rathaus wurde durch eine Feuersbrunst vernichtet. 1839, am Johannistag, ging der größte Teil der Stadt in einem Feuermeer unter. Neben dem Rathaus wurden die Kirche, die Pfarrhäuser, 179 Bürgerhäuser, 19 Städel und mehrere Hundert von Neben- und Hintergebäuden ein Raub der Flammen.
20 Jahre lang war der Rat der Stadt nun in gemieteten Räumen untergebracht. Erst 1859 kaufte die Stadtvertretung für 6000 Gulden das Gebäude einer ehemaligen Tabakfabrik in der heutigen Georg-Langbein-Straße. 1905 erfolgte ein gründlicher Umbau, der mit 17 000 Mark zu Buche schlug. Eine weitere Rathauserneuerung wurde im Jahre 1925 vorgenommen. 1938 erwarb die Stadt das angrenzende Gebäude von dem Kaufmann Paul Förster und ein Jahr später das Eckhaus von der Erbengemeinschaft Schmidt. Durch den so gewonnenen zusätzlichen Raum wurde es später möglich, das neue Rathaus wieder am Markplatz zu platzieren.