Wenn Frank Rebhan (SPD) während des Rundgangs spricht, hallt seine Stimme nach. „Das hat derzeit etwas von einem Parkhaus“, sagt der Oberbürgermeister und schaut quer durch das entkernte Rathaus-Erdgeschoss. Alles, was dort zum Innenausbau gehörte, ist verschwunden. Okay, fast alles: Der Haupt-Treppenaufgang samt Geländer steht – mit Gummimatten geschützt – wie ein skurriles Relikt vergangener Rathauszeiten mitten im Raum. „Das bleibt erhalten“, erklärt Frank Rebhan.

Das Treppenhaus steht sinnbildlich für die Herangehens weise der Sanierung. Wenn diese in 16/17 Monaten abgeschlossen ist, soll das Rathaus zwar technisch komplett runderneuert, aber den Menschen immer noch vertraut sein. Was beim Bau des Rathaus vor gut fünf Jahrzehnten gut gemeint war, hat sich im Laufe der Jahre und dem Wandel beim Umgang mit Energie für die Stadt als Klotz am Bein erwiesen. Transparent, offen und mit viel Glas wurde die Verwaltungszentrale gebaut. „Das war damals der Trend“, erklärt Rebhan und schickt gleich die Folgen hinterher: „Beim Energieverbrauch haben wir die Vergleichswerte für den Energienachweis um 99,4 Prozent überschritten.“ Höchste Zeit also, um was zu tun.

Die Möglichkeit – eigentlich sogar die auf den ersten Blick logischste Lösung – einer Isolierung auf der Fassade lag nach Rebhans Angaben nicht lange auf dem Tisch. Nach Gesprächen mit der Regierung von Oberfranken sei man sich schnell klar gewesen, dass eine Außenisolierung die Proportionen beim Blick auf das gesamte Rathaus gewaltig verschoben hätte. Im Klartext: Die von Fachleuten als architektonisch wertvoll eingestufte Ansicht wäre nicht mit stimmig gewesen. Also schwenkte man im Rathaus bei den Planungen auf eine Innensanierung um – mit der Folge: Alles (Trennwände, Leitungen, Fenster) muss raus.

Natürlich sind der Stadtverwaltung die Probleme des Rathauses nicht von heute auf morgen vor die Füße gefallen. „Seit 20 Jahren wird über einen Umbau geredet“, erzählt der OB. Aber erst jetzt seien die finanziellen Voraussetzungen dank üppiger staatlicher Förderung für energetische Sanierungen so, dass das Gesamtpaket finanziell stemmbar wurde. Bei der Untersuchung der Rathausfassade stellte sich allerdings heraus, dass es höchste Zeit war, um aktiv zu werden. „Hätten wir noch länger gewartet, hätte es zum Verlust der Tragfähigkeit kommen können“, hat der OB in seinen Unterlagen zum Umbau stehen. Das ist nicht der Fall, deshalb reicht es aus, nur die vom sauren Regen geschädigte oberste Schicht der Fassade abzufräsen und dann neu aufzubauen.

Der Krach ist (fast) vorbei Die Nachbarn des Rathauses werden sich denken: „Und das war schon schlimm genug …“ Und sie bekommen Verständnis vom OB: „Das war ein lauter und staubiger Bauabschnitt.“ Immerhin ist es inzwischen so, dass die Fassadenseiten Richtung Markt und Georg-Langbein-Straße weitestgehend abgeschlossen sind, die Versiegelung mit einer neuen Betonschicht dürfte in spätestens zwei Wochen beginnen. Ist diese abgeschlossen, wird sich das Gebäude in seiner Außenansicht kaum verändert haben. Zwar laufen derzeit an Stellen wie der Terrasse neben dem kleinen Sitzungssaal Probeanstriche, aber am Ende wird es wieder auf ein Betongrau hinauslaufen. Mit ein paar farblichen Akzenten vielleicht, stellt sich der OB vor: „Vielleicht heben wir ein paar Vorsprünge des Gebäudes heraus.“ Bis Ende des Jahres ist die „To-do-Liste“ am Rathaus noch beeindruckend lang: Rückbau Dach, Dachsanierung, Beginn der Neuinstallation der Versorgungsleitungen.

Die vielen Gespräche – auch in/mit der laut Rebhan „extrem wichtigen“ Arbeitsgruppe mit Mitgliedern aus Stadtrat und Verwaltung – haben auch beim seit über zwei Jahrzehnten regierenden Oberbürgermeister ein neues Verständnis für „sein“ Rathaus wachsen lassen. Es sei „bewundernswert“, sagt der OB, wie die Architekten vor 50 Jahren an den Rathausneubau herangegangen seien. Erst seit dem Konkretwerden der Umbaupläne sei ihm an vielen Stellen klar geworden, warum was wie im Gebäude angeordnet sei. Ziel sei es nun, das alles zu erhalten und technisch auf den neusten Stand zu bringen. „Es geht nicht darum, dieses Haus schöner zu machen“, betont Rebhan – „es geht darum, es zu erhalten.“ Dank dem kommunalen Investitionsprogramm, über das die Stadt einen großen Teil der kalkulierten elf Millionen Euro Baukosten abdecken kann, ist nach Überzeugung des Oberbürgermeisters „genau jetzt“ der richtige Zeitpunkt, um diese Aufgabe anzugehen.

Berthold Köhler, CT

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