Die Stadt Neustadt setzt bei der Energieversorgung und Klimatisierung des frisch sanierten Rathauses auf ein ausgeklügeltes Konzept. Erdwärme, eine Wärmepumpe sowie ein Erdgasbrennwertkessel sollen dank digitaler Steuerung für hohe Effizienz und möglichst geringen Energieverbrauch sorgen.

Schon vor etwa zwei Jahren ließ die Stadt Probebohrungen durchführen, um das Potenzial für Erdwärme im Untergrund des Marktplatzes auszuloten. „Das Ergebnis war nahezu optimal“, sagt Hochbauamtsleiter Wendelin Fink. Man sei auf festen Sandstein gestoßen, der an manchen Stellen auch Grundwasser führe. Dies seien ideale Voraussetzungen für ein Erdwärmenetz. Weil das Wärme-Niveau im Boden das ganze Jahr nahezu gleich bleibe, könne im Winter Erdwärme zum Heizen ins Rathaus transportiert und im Sommer dieser Prozess zum Kühlen der Räume umgekehrt werden.

Fink spricht zur Verdeutlichung vom „Kühlschrankprinzip“. Ein auf Erdwärme spezialisiertes Unternehmen hat 13 Sonden im Untergrund platziert. Mit Solelösung gefüllte Leitungen verbinden diese mit dem Rathaus. Je nach den Erfordernissen nimmt die Sole Energie auf, trägt also zur Kühlung bei, oder gibt Energie in Form von Wärme ab. So hat das Rathaus eine „Klimaanlage“, die auf erneuerbarer Energie basiert. Die Klimatisierung in den Räumen und Gängen erfolgt über die Decken.

Damit die Raumtemperatur immer passt, ist das System doppelt gesichert. Je nach klimatischen Erfordernissen, etwa bei sehr hohen oder niedrigen Temperaturen, unterstützen eine auf dem Dach installierte Wärmepumpe sowie eine Erdgasheizung die Klimatisierung. Dabei geht es laut Wendelin Fink auch um einen sparsamen Umgang mit dem fossilen Energieträger Erdgas: „Das Ziel ist ein wirtschaftlich sinnvoller Betrieb bei maximaler Energieeffizienz.“ So gehe bei gleichzeitig notwendigem Heiz- und Kühlbedarf in Übergangszeiten wie Frühjahr und Herbst zur Kühlung entzogene Wärmeenergie an die Wärmepumpe als primärer Energieträger zum Heizen. „Damit wird die bereits vorhandene Energie innerhalb des Gebäudes verschoben“, sagt der Hochbauamtsleiter. Neben LED-Beleuchtung sollen auch neue Fensterelemente zur Energieeffizienz beitragen. Die Aluminium-Konstruktionen lassen die Fassade filigraner erscheinen und spielen auch energetisch eine große Rolle. Zudem sollen sie das Raumklima verbessern, indem sie die Aufheizung bei hohen Außentemperaturen verringern.

Der Bau des jetzt energetisch sanierten Rathauses war bereits 1963 beschlossen worden. Den Wettbewerb zur Errichtung des Neubaus gewannen die Architekten Walter Ehm und Otto Leitner. 1968 wurden sie mit der Planung beauftragt. Drei Jahre später zog die Verwaltung ein.

Mathias Mathes, NP

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