Eine große Show hat es für die vielen Schaulustigen gestern zur besten Mittagszeit auf dem Markt gegeben. Mit einem mächtigen Autokran einer Nürnberger Spezialfirma ist die 42 Tonnen schwere Brunnenstube für die künftigen Wasserspiele in die Baugrube direkt vor dem Rathaus gehoben worden.

42 Tonnen – für einen Mann wie Peter Gress von der Firma Markewitsch ist das keine große Herausforderung. „Bis zu 400 Tonnen“, sagte der Fahrer des Autokrans, „können wir mit diesem Fahrzeug heben.“ Aber gestern in Neustadt, da war nicht das Gewicht das Problem, sondern die Auslage. Fast 20 Meter weit entfernt stand die Brunnenstube zum Aufheben auf einem Schwertransporter bereit – durch die Distanz wirken enorme Kräfte auf den Ausleger. Peter Werner von der Stadtverwaltung hatte sich vorher extra informiert und wusste, dass der Autokran rund 60 Tonnen wog.

Bauamtsleiter Richard Peschel bezeichnete die Brunnenstube als „Herzstück“ des künftigen Marktplatzes. Über die im Betoncontainer installierte Technik und die rund 50 Kubikmeter fassende Zisterne werden künftig die Wasserspiele versorgt: 20 Sprühdüsen und 2 Fontänen. „Und nicht zu vergessen“, erzählte Peschel, „die 8 großen Bäume, die ebenfalls über das System bewässert werden“. Die regelmäßigen Besuche der Bauhof-Mannschaft, die bisher immer mit einem Kleintransporter und einem Wassertank zum Gießen gekommen sind, werden dann der Vergangenheit angehören.

Das geht auch größer Gebaut wird die Hauptattraktion des Marktplatzes der Zukunft von der Firma „Artesia“ aus Ostwestfalen. Jürgen Wiebusch und sein Kollege Erich Knuth gehören zum „Artesia“-Team vor Ort. Sie haben schon jede Menge Erfahrung mit solchen Systemen. „Die Brunnenstube für Neustadt ist bei uns zusammengebaut worden“, betonte Knuth. Der mit jeder Menge Technik versehene 42-Tonnen-Koloss ist eine Maßanfertigung, genau auf die Anforderungen der Marktplatz-Neugestaltung abgestimmt. Auf die Frage, ob die Neustadter Brunnenstube in seiner Größenordnung eine Besonderheit darstelle, winkte Knuth gelassen ab und sagte: „Ich würde mal sagen. Für unsere Verhältnisse: mittlere Größenordnung.“ Mit dem Einsetzen der Brunnenstube ist der Job fürs „Artesia“-Team erst mal vorübergehend beendet, ergänzte Kollege Wiebusch: „Wir kommen erst im Frühjahr wieder und machen dann weiter.“

Gekommen ist auch Elke Protzmann (Freie Wähler). „Das muss man sich schon mal anschauen“, sagte die Baubürgermeisterin, die grundsätzlich zufrieden mit dem Fortgang der Bauarbeiten ist. Noch steht das Ziel, Ende kommenden Jahres mit dem neuen Marktplatz fertig zu sein. Sechs Millionen Euro sollen bis dahin verbaut sein. Angesprochen auf den Bauzeitplan, ist es Richard Peschel beim Blick auf den Wetterbericht für die kommenden Tage nicht ganz wohl: „Fast zu gut für unsere Baustelle.“ So konnte zuletzt das neu verlegte Pflaster im Bereich vor der Gaststätte Eckstein nicht verfugt werden, weil die Temperaturen zu hoch waren. „Über 30 Grad wird’s schwierig“, weiß Peschel, der sich gestrige das Spektakel natürlich nicht entgehen ließ.

Eine ganze Nummer kleiner Wer die gestrige Aktion verpasst hat, bekommt eine weitere Chance: Noch im Sommer wird das Kriegsehrenmal vom Marktplatz an seinen neuen Standort unterhalb der Stadtkirche versetzt. Das Podest, auf dem die Säule stehen soll, ist bereits fertiggestellt. Natürlich fand die Verlegung in Absprache mit der evangelischen Kirchengemeinde statt, erklärte Elke Protzmann. Wann das geschieht, wusste Richard Peschel aber noch nicht genau: „In den nächsten Tagen geht es erst einmal darum, das Denkmal zu reinigen.“ Ob es dann in Einzelteilen oder in Gänze verlegt werde, zeige sich im Laufe der Reinigung und Bestandsaufnahme. Aber so spektakulär wie bei der Brunnenstube wird die Aktion gewiss nicht werden, sagte Peschel: „Beim Denkmal wird auch ein Autokran kommen – aber der ist dann erheblich kleiner.“

Berthold Köhler, CT

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