Neustadt – „Wir wollen Farbe bekennen“, sagten exakt vor zehn Jahren die Stadtoberen und wandelten den Bratwurst- in einen Musentempel um. 20.000 Euro ließ sich der Stadtrat damals das Entkernen kosten. Allerdings ohne Erfolg, denn trotz Lichtkonzept wirkte das Bauwerk eher wie ein Fremdkörper und passte nicht in das Marktplatzensemble. Das erkannten auch die Stadtplaner, die der guten Stube ein neues Gesicht verpassten. Für den Pavillon kam dieser Tage daher das endgültige Aus: Er wurde abgerissen. „Er wird auch nicht zwischengelagert, sondern entsorgt“, besiegelt Stadtbaurat Richard Peschel dessen Schicksal. „Die Kosten von 40.000 Euro sind dafür einfach zu hoch.“

Blick zurück: „1987 wird für den Kiosk die Baugenehmigung erteilt. Bald danach ist Baubeginn und 1988 wird das Gebäude fertig gestellt“, erzählt Frank Röser, Leiter der Bauverwaltung bei einem Blick in die Akten. Die Bausumme damals: 122.000 DM. Doch schon immer regte sich Widerstand, denn der Bratwursttempel, wie er ob seiner Funktion von den Neustadtern genannt wird, polarisiert. „Im März 1988 beantragte ein Bürger den sofortigen Baustopp mit der Begründung, der Bau würde das Marktplatzensemble verunstalten“, so Röser. Doch ohne Erfolg, der Kiosk wurde gebaut und unter anderem mit einer Küche ausgestattet, sodass die Pächter Speisen zum Mitnehmen anbieten konnten.

Doch es gibt auch andere Meinungen, die aktuell laut werden. So können einige den Abriss nicht verstehen und hätten sich stattdessen eine Weiterverwendung gewünscht. Doch mit dem Abriss „können wir ein wesentliches Element des Marktplatzwettbewerbs erfüllen, den freien Blick zur Stadtkirche“, betont Richard Peschel. „Er musste also weg, denn die Blickachse von der Kirchstraße hoch zur Georgskirche über eine neue Bühne vor der Mediathek soll gewährleistet sein“, verdeutlicht der Stadtbaurat und fährt fort: „Das Konzept, hier einen Gastro-Kiosk zu etablieren, hat nie funktioniert. Deshalb wurde er entkernt und als Notlösung bot sich die Verwendung als Musikpavillon an.“ Sogar ein Lichtkonzept mit blauen und weißen LED-Bändern wurde dazu installiert. Sogar mit klassischer Musikberieselung wollte man die Bevölkerung erfreuen – geklappt hat das nicht.

Dass der Pavillon nicht zwischen gelagert werden konnte, begründet Peschel so: „Zum einen zu teuer, dann die Frage, wohin mit dem Ding und drittens ist es durch den Abbau mehr oder weniger Schrott.“ Eines hätten die Baumeister früherer Tage aber konsequent durchgezogen: „Das Fundament muss noch weg. Da hat man mit viel Beton gearbeitet“, so Peschel. Sollten nun noch Haushaltsmittel vorhanden sein, so werden die Kirchstraße, die Wilhelmstraße und die Augustastraße dem neuen Gesicht des Marktplatzes angepasst und aufgepeppt, verspricht er.

Peter Tischer, NP

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