Es sind die letzten Handgriffe. Dann ist „der letzte große Schritt der Rathaussanierung getan“, wie Bauamtsleiter Richard Peschel den Anschluss der Geothermieleitungen an die Energieversorgung des Neustadter Rathauses nennt. Seit Mittwoch zieht das Verwaltungsgebäude somit Wärme aus der Erde unter dem Marktplatz, um damit einen Teil seiner Energieversorgung zu sichern. „13 Säulen wurden dafür fast 100 Meter tief in die Erde getrieben“, erklärt Richard Peschel. Fast. Genau genommen sind es 98 Meter. Bei 100 Metern endet im Normalfall die Genehmigungsfähigkeit. Eine Grenze, die jedes Bundesland für sich festlegen kann. In Bayern eben 100 Meter.

Das Wasser, das durch diese Säulen fließt, um Wärmeenergie aus dem Erdreich aufzunehmen, wurde in den letzten Tagen entsalzt und mit einem Frostschutzmittel angereichert. Es bleibt jetzt in einem geschlossenen Kreislauf gefangen und wird regelmäßig durch die Säulen und von da wieder zur Wärmepumpe in das Gebäude gepumpt. „Wir können die Energie zum Heizen, aber eben auch zum Kühlen verwenden“, erklärt Richard Peschel. Früher wurde ausschließlich mit Gas geheizt. Eine Klimaanlage oder Deckenkühlung gab es nicht. Das Rathaus wurde im Zuge der Sanierung mit Kühldecken ausgestattet. Eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen für die Mitarbeiter der Verwaltung. Vor allem im Obergeschoss stellte die Hitze im Sommer eine Belastung dar, so Peschel.

Während der vergangenen Monate, als die Geothermie noch nicht zur Verfügung stand, wurde das Haus über die Gastherme beheizt. Sie ist das Kernstück der Wärmeversorgung. Bei niedrigen Temperaturen würden die beiden regenerativen Energiesäulen Geothermie und Luft-Wärmepumpe nicht ausreichen, so der Bauamtsleiter. Die Luft-Wärmepumpe steht auf dem Dach des Rathauses. Sie hat sich im Sommer schon bewährt – für die Kühlung der Decken.

Dass die Anlage erst jetzt in Betrieb gehen kann, liegt daran, dass sie mit den Arbeiten zur Umgestaltung auf dem Marktplatz abgestimmt werden mussten. Arbeiten, ohne die diese Säule der regenerativen Versorgung sicher nicht zum Tragen gekommen wäre. Denn, wäre der Marktplatz in dieser Zeit nicht ohnehin aufgerissen worden, um Leitungen zu verlegen und später ein neues Pflaster und eine Beleuchtungseinrichtung zu bekommen, hätte das Pflaster auf einer beachtlichen Fläche aufgerissen werden müssen, um die Säulen einzubringen. Diese mussten in einem vorher ausgeklügelten Raster in den Boden getrieben werden. „Sie dürfen nicht zu nah beieinander sein, weil das die Effizienz beeinträchtigen würde, und es müssen die anderen Leitungen berücksichtigt werden, die schon dort im Boden vorhanden sind“, beschreibt Richard Peschel die Probleme beim Einbringen der Geothermiesäulen.

Das gesamte neue Paket aus Gastherme, Luft-Wärmepumpe und Geothermie kann den Energieverbrauch für die Heizung des Rathauses um fast die Hälfte senken. Dazu trägt auch die enorm verbesserte Dämmung der Außenwände, des Daches und der Fenster bei, die Teil der energetischen Sanierung des Rathauses gewesen sind. Weil es die Kühlung der Decken im Sommer früher nicht gab, liegt die Gesamtbilanz des neuen Systems nicht genau bei der Hälfte. Denn dadurch wird im Sommer ein – wenn auch geringer – Energieaufwand erforderlich.

Rainer Lutz, CT

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