Was haben Berlin, München und Doha mit Neustadt gemeinsam? Richtig, das Pflaster kommt aus Granitbrüchen der iberischen Halbinsel. Das Doha Convention Center, der Vorplatz der Berliner Charité, der Marienplatz in München: All diese Orte haben Belgrano-Granitplatten und Pflastersteine der Besco – Berliner Steincontor verbaut. Auch bei der Neugestaltung des Marktplatzes in Neustadt kommen sie zum Einsatz.
Diese schreitet zügig voran. „Die zentrale Fläche und die Gehwege des ersten Bauabschnittes sind beinahe fertig gepflastert“, freut sich Stadtbaurat Richard Peschel. Damit sei man sogar schneller als im Zeitplan vorgegeben. „Es wird hier gearbeitet, solange es die Witterung zulässt“, sagt Baubürgermeisterin Elke Protzmann. Bei Frost können die glatten graugelben und dunkelgrauen Granitblöcke nicht verlegt werden. Diese ergänzen sich harmonisch mit der vielfältigen Architektur am und um den Marktplatz herum und sorgen für „südländisches Flair“, meint Protzmann.
Die Platten haben einen weiten Weg hinter sich und sind wohl das älteste Material, das dort Verwendung findet. „Es ist davon auszugehen, dass die auf dem Marktplatz verwendeten Steine während der Zeitperiode des Karbons entstanden sind“, holt Peschel aus. Diese etwa 60 Millionen Jahre andauernde Periode setzte vor rund 359 Millionen Jahren ein. Die Granite seien Tiefengesteine, entstanden mindestens zwei Kilometer unter der Erdoberfläche, bei hohen Temperaturen und unter enormem Druck, erläutert der Experte. „Durch die Bewegung der Kontinentalplatten gelangt das Granitgestein während weiterer Jahrmillionen an die Erdoberfläche“, beschreibt Peschel. „Der Name Granit leitet sich hierbei von dem lateinischen Wort ‚granum‘ ab, was übersetzt Korn bedeutet“, ergänzt Protzmann. „Die Bezeichnung hat diese grobkristalline Gesteinsart aufgrund der hohen und auch sichtbaren Anteile an Feldspat, Quarz und Glimmer erhalten.“
Die teils sehr unterschiedliche Körnung des Granits sorgt für eine elegante und farblich abwechslungsreiche Optik der neuen Pflastersteine. Das und vor allem die Härte und Beständigkeit machen die Steine zum idealen Material für Gehwege und Plätze. Am Marktplatz kommen gleich mehrere Granite zum Einsatz. „Die hellen graugelben Steine stammen aus einem Steinbruch in der spanischen Provinz Ourense in Galizien, während der graue und der dunkelgraue Granit in der Nähe von Braga in der portugiesischen Região Norte abgebaut wurden“, erläutert Peschel. In den oberirdischen Steinbrüchen werden zuerst Löcher in den Granitboden gebohrt und dann mittels hydraulischer Pressen vergrößert. Anschließend können Granitblöcke von mehreren Tonnen Gewicht und mehreren Metern Länge herausgebrochen werden. Tatsächlich ist das Heraussprengen in Europa nicht mehr üblich, da dadurch mikroskopisch kleine Risse entstehen, die der Qualität des Gesteins schaden.
Die großen Granitblöcke werden in Platten gesägt und die Oberflächen durch Kugelstrahlen geglättet und bearbeitet. Während die Platten in die gewünschte Form gebracht werden, wiederholt sich der Prozess des Kugelstrahlens, bis das Granitpflaster die Qualität erreicht hat, dass es nach Neustadt transportiert werden kann. „Trotz des weiten Weges von der iberischen Halbinsel wird aber auch nicht der Klimaschutz vergessen“, sagt Protzmann. Die Besco – Berliner Steincontor arbeite mit der Non-Profit-Klimaschutzorganisation „myclimate“ zusammen, damit die anfallenden CO2-Emissionen entsprechend kompensiert werden könnten.
Der Pavillon wird noch in diesem Jahr abgetragen und zwischengelagert. „Eine weitere Verwendung steht bislang nicht im Raum“, erklärt Peschel zum Schicksal des umstrittenen Bauwerks. Je nach Witterung rechnet man mit einer Fertigstellung des Marktplatzes bis Ende 2021.
Peter Tischer, NP